Im Juli 2018 hatte ich die letzten Zeilen vor dem Vater werden verfasst und erneut sind wir nur noch wenige Wochen, eher nur noch Tage, von der Geburt entfernt. Nur handelt es sich dieses Mal um unser zweites Kind und nicht nur die Große sorgt für eine gänzlich andere Erfahrung der Schwangerschaft.
Natürlich gehört Familienplanung generell eher in die Kategorie „wenig bis gar nicht planbar“, aber wir schätzen uns in der glücklichen Lage, dass unsere Wunschvorstellung in Bezug auf den Altersabstand der Geschwister gegeben sein wird. Hinzu kommt, dass wir uns durch die Geburt im März auch erst gar nicht angewöhnen können, das zweite Kinderzimmer im Eigenheim, in das wir im Sommer einziehen werden, als Gästezimmer oder für anderes zu verplanen, sondern es direkt seinem angedachten Zweck zuführen. Dass unser zweites Kind sich künftig immer wieder als „Corona-Kind“ bezeichnen lassen muss/darf, hatte anfangs einen negativen Beigeschmack – inzwischen kennen wir aber so viele in dieser nunmal besonderen Zeit gezeugte/geborene Babys, dass sich das relativiert hat. Ich komme später noch einmal darauf zurück, welche Konsequenzen die Pandemie auf die Schwangerschaft und die Entbindung hat.
Aber wie unterscheidet sich nun die zweite Schwangerschaft von der ersten? Als Partner der schwangeren Frau ist der Prozess grundsätzlich etwas abstrakt, weil man selbst den Nachwuchs erst ab einer gewissen Zeit über die Bauchdecke spürt und die Bewegung wahrnimmt. Auch das „Bonding“ zum noch ungeborenem Wesen ist etwas schwieriger, da schließlich schon ein Geschwisterkind da ist, das Aufmerksamkeit einfordert, weshalb man sich stärker koordinieren muss, um das zu machen, was man relativ entspannt beim ersten Mal machen konnte: mit/zu dem Wesen im Bauch sprechen, ihm vorlesen oder -singen. Auch die Organisation im Vorfeld, wie bspw. das Packen der Kliniktasche oder Umstellen der Möbel in der Wohnung, ist etwas herausfordernder, wenn ein kleiner Wirbelwind dabei ist, für den all das super spannend ist. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt sein, dass die Situation eine andere wäre, hätten wir einen nicht von Corona bestimmten, geregelten Kita-Alltag. Dafür halten sich beim zweiten Kind die (Neu-) Anschaffungen in Grenzen: die Babyschale kommt wieder zum Einsatz, eine zweite Basisstation haben wir als Leihgabe und ein paar Verbrauchsgüter mussten in den passenden Größen nachgekauft werden. Die Babykleidung hatten wir bei unserer Tochter zumindest in den kleinen Größen recht geschlechtsneutral eingekauft, sodass wir nur die entsprechenden Kartons wieder auspacken mussten. Eine Neuanschaffung, wenngleich aus zweiter Hand, ist das Beistellbett. Unsere Wahl ist auf ein Babybay gefallen (habe ich hier im Blog eigentlich schon mal erwähnt was für ein ungemein praktisches Familienauto so ein Passat ist? Muss ich mal nachholen…), da uns das Konzept schon in der ersten Schwangerschaft gefallen hatte. Für unsere große Tochter war zu dem Zeitpunkt aber mein altes Kinderbett schon fest eingeplant und sie wird das auch noch bis zum Umzug nutzen.
Abstrakt ist auch eine treffende Bezeichnung für die Erfahrung als werdender Vater während Corona: Während der ersten Schwangerschaft habe ich meine Frau zu fast allen Frauenarztterminen begleitet. Mich hatten der bewegte Ultraschall und insbesondere die 3D-Bilder unglaublich berührt, weil die es einfach (be)greifbarer machen, dass da ein neues Leben heranwächst. Diese Möglichkeiten sind aktuell stark eingeschränkt und selbst der eine Termin, der ursprünglich unter Auflagen eingeplant war, wurde mir an der Tür zur Praxis kurzfristig abgesagt. Dankenswerterweise hatte mich aber die Frauenärztin dann – im Auto wartend – per Telefon dazugeschaltet und den Ultraschall parallel filmen lassen, so dass ich wenigstens auf diesem Weg „dabei sein“ konnte. Bei dem einen der Termin blieb es dann leider auch. „Erschwerend“ kam hinzu, dass meine Frau sich dieses Mal in Bezug auf das Geschlecht des Babys überraschen lassen wollte. Ich hingegen hatte aber darum gebeten, dass die Ärztin es mir verrät. Das hatte weniger mit Neugierde zu tun oder dass ich es nicht bis zur Geburt hätte aushalten können zu warten, sondern war meinem Wunsch geschuldet, diesen sowieso schon nur bedingt greifbaren Umstand für mich greifbarer zu machen. Mir gelingt es schlichtweg besser einen Bezug zu dem Wesen im Bauch aufbauen, wenn es nicht nur ein „es“ bleibt, sondern – zumindest für mich – schon eine „sie“ oder ein „er“ ist. Jedoch können die Verwandtschaft (und manche Arbeitskollegen :D) stellenweise schon ganz schön hartnäckig sein, aus einem herauszukitzeln, was es wird.
Dabei bleibt es jedoch nicht, was die „Hindernisse“ in einer Schwangerschaft während Corona anbelangt: Das Thema Krankenhaus ist ein nicht weniger kritisches. Im Krankenhaus von Limburg, in dem wir unsere Tochter entbunden haben, liegt in einem der Landkreise mit dem höchsten R-Wert in der gesamten Republik und auch die Klinik selbst war zu Jahresbeginn 2021 von mehreren Fällen unter den Patienten und Personal betroffen. Wir sind hier im nördlichen Rheinland Pfalz glücklicherweise medizinisch gut versorgt, weshalb es weitere Krankenhäuser mit Entbindungsmöglichkeiten gibt, wie in Dernbach und auch Koblenz. Aber eine konkrete Planung ist bis zuletzt schwierig, da sich die Rahmenbedingungen, Auflagen und Möglichkeiten entsprechend im 2- bis 4-Wochentakt ändern. Das schlimmste Szenario für mich wäre es bei beginnenden Wehen wirklich nur Taxi zu sein, also meine Frau zum Krankenhaus zu bringen, bei der Entbindung nicht dabei sein zu können und sie 3 bis 4 Tage später wieder abzuholen. Aus diesem Grund verfolgen wir sehr bewusst, wie die Möglichkeiten zur Zeit sind und wo für uns der beste Kompromiss aus Sicherheit und Nähe gegeben ist. Das „Daddy-In“- Konzept wäre dieses Mal sowieso keine wirkliche Option, da wir die Große nicht einfach 3 Tage zu den Großeltern abgeben möchten. Daher wäre für mich eine Nacht mit im Krankenhaus das ideale Szenario, im Zweifel aber zumindest ein wenig Bonding nach der Entbindung, die beste Lösung in Anbetracht der Gesamtsituation.
Um die Große besser darauf einzustimmen, auf das was sie erwartet – schließlich ist es für sie auch eine nicht unerhebliche Umstellung, plötzlich nicht mehr alleine im Fokus zu stehen – haben wir unter anderem Bücher besorgt: zum einen „Das Baby ist da“ und aus der Bobo Siebenschläfer Reihe das „… bekommt ein Geschwisterlichen“-Buch. Diese hat sie förmlich verschlungen und berichtet mit viel Freude, was sie alles mit dem Nachwuchs machen möchte, wenn es da ist. (Kauft die Bücher beim lokalen Buchhandel oder leiht sie in der örtlichen Bücherei.) Natürlich haben wir sie auch in die Veränderungen in der Wohnung eingebunden (wieso das Kinderzimmer und im Wohnzimmer jetzt umgestellt wird, warum plötzlich wieder anderes Spielzeug herausgeholt wird und was es mit der Babykleidung auf sich hat). Gerade letzteres hat uns, neben den Punkten, die ich im 18 bis 30 Monate-Post genannt habe, nochmal deutlich vor Augen geführt, wie klein und unbeholfen der Nachwuchs auf die Welt kommt und wie viel sich dann gerade in den ersten Monaten tut.
Ich bin außerdem sehr froh, dass ich die bevorstehende Zeit recht flexibel mit meinem Arbeitgeber abstimmen konnte. Für die ersten Wochen habe ich etwas Urlaub angespart und im Sommer werde ich Elternzeit nehmen, um auch die Eigenleistungen am Haus und den Umzug umsetzen zu können. An dieser Stelle geht ein ganz großes Danke für die Unterstützung an meine Kollegen bei BRICKMAKERS!